JBB in Corona-Zeiten: analoge und digitale Jugendarbeit

Ab Mitte März hieß es natürlich auch für unseren Jugendtreff: Türen zu! Von einem Tag auf den anderen mussten wir alle Angebote, Öffnungszeiten und Aktionen ausfallen lassen und die Ratlosigkeit war erstmal groß: Wie erreichen wir unsere Jugendlichen weiterhin? Wie betrifft die aktuelle Situation ihr Leben, ihren Alltag, ihre Familien? Wie geht es Ihnen wohl in dieser ungewöhnlichen Zeit?

Da zeigte die heutige Vernetzung über Internet und Social Media ihren großen Vorteil: Kontaktmöglichkeiten trotz geschlossener Türen! Abstandsgebot? Kein Problem! Also fuhren wir kurzerhand unser Online-Programm hoch, um auch in dieser verunsichernden Zeit den Jugendlichen eine verlässliche Anlauf- und Kontaktstelle zu bieten, ihnen weiterhin als Ansprechpartner*innen zur Verfügung zu stehen und durch Online-Spiel&Spaß ein bisschen Leichtigkeit in die schwierige Situation zu bringen.

Konkret trafen wir uns zwei Mal die Woche auf der Online-Plattform „Discord“, die eigentlich aus dem Bereich des Online-Gamings bekannt ist. Dort konnten wir über unseren Gruppenchat mit allen interessierten Jugendlichen per Video/Sprachkonferenz quatschen, spielen und chatten. Wir Fachkräfte waren entweder aus dem Home-Office oder aus dem JBB-Büro zugeschaltet und versuchten auch analoge Spiele (z.B. Bingo, PennyPapers, BlackStories, ..) per Videokonferenz zu ermöglichen. Das klappte ganz großartig! Zusätzlich bot Robert immer montags einen Zockertreff an, also gemeinsames Online-Spielen, wie „Trackmania“ und „SuperTuxKart“. Unsere vielfältigen Angebote wie Montagsmaler, StadtLandFluss, Kniffel oder Qwixx wurden besonders von unseren Stammgästen rege genutzt. Drumherum war entspanntes Quatschen und Austauschen immer ein gute Möglichkeit, um den Jugendlichen auch eine pädagogische Beziehung/Beratung anzubieten - wie in der „analogen“ Offenen Tür bisher eben auch!

Über die Social-Media-Plattformen Instagram und Facebook leisteten wir Aufklärungsarbeit (wie z.B. Notfallnummern zu Krisentelefonen oder Tipps für die psychische Gesundheit) sowie auch diverse Gewinnspiele wie eine JBB-Foto-Challenge, ein Kreuzworträtsel oder eine per Handy-App geführte Rallye durch den Stadtteil. Alle Gewinner*innen und Teilnehmer*innen erhielten kleine Überraschungen in Form von Süßigkeiten in Ihren Briefkästen.

Um sowohl Eltern zu informieren als auch unsere Angebote besser auf die Kinder und Jugendlichen anzupassen, haben wir im April dann einen analogen Umfrage-Brief verschickt, der den Jugendlichen die Möglickeit geben sollte, sich zu äußern, inwiefern sie die Situation emotional/psychisch belastet. Wir freuen uns, dass so viele Kids (ca. 50%!) die Umfrage ausgefüllt und zurückgeschickt haben! Gemeinsam sind wir stark!

Als die Auflagen dann etwas gelockert wurden, boten wir zweimal wöchentlich einen Ausleih-Service für Spiele und Geräte aus dem JBB an. So konnten interessierte Jugendliche und ihre Familien auf das vielfältige Spieleangebot des JBB zugreifen, um sich die vielen Stunden zuhause zumindest spaßig und sinnvoll zu vertreiben. Auch ermöglichten diese Bürofenster-Gespräche natürlich einen niedrigschwelligen Kontakt und ganz analoge Begegnungen zwischen uns und unseren Kids, die maßgeblich zu unserer Beziehungsarbeit dazugehören!

Auch wenn die kommende Zeit spannend bleibt und wir noch eine Weile brauchen, bis alles im JBB wieder wird „wie früher“, stellt sich doch die Frage: „Wie früher“? Gibt‘s das überhaupt? Alles ist ständig in Veränderung, auch wenn wir es normalerweise nicht so stark wahrnehmen wie zu dieser Zeit. In diesem Sinne: anstatt wehmütig zurückzublicken, freuen wir uns auf die Chancen, kreativen Prozesse und Veränderungen der Zukunft – und natürlich auf gemeinsame Zeit mit unseren Kindern und Jugendlichen! The future is now!

Jenny Sarro

Freitag, 19. Juni 2020